Rückblick

Schon in meiner Kindheit lag ich – wie wohl die meisten Mädchen – meinen Eltern in den Ohren, ein eigenes Pony halten zu dürfen. Damals hatte meine Freundin Sandra das große Glück, einen kleinen Shetyhengst zu haben: Blacky. Ich weiß nicht, wie oft der kleine Teufel uns abgeworfen hat, obwohl wir ihn die ersten Jahre zu zweit ritten und führten…

Nach ein paar weiteren schönen Kindheitsjahren mit den Isländerstuten Tatjana und Tonia einer anderen Freundin, die mich wohl nachhaltig auf die robusten Nordpferde prägten, ein wenig Reitunterricht in den Ställen der Umgebung, einer kurzen Reitbeteiligung auf einem Haflinger hier im Dorf und dann langer Zeit ohne Kontakt zu Pferden….

…lernte meine Hündin Lisa eines Tages in Verden, wo ich inzwischen gelandet war, auf dem Hundeplatz ihren Kumpel Justus kennen. Beide gehören der Rasse der “Germanischen Laufterrier” an und fanden sofort eine Tonart in ihrem Spiel. Wer die Germanischen Laufterrier kennt, der weiß, dass sie niemals leise spielen: Da gehört ganz viel Gebell, Gekläffe und Geknurre dazu. Justus war endlich ein Hund, mit dem sich Lisa richtig austoben konnte, und deshalb spielten die beiden oft und gerne zusammen. Natürlich kam Justus nicht allein zum Hundeplatz. Er hatte seine Chauffeurin Silke dabei, mit der ich folglich häufig beisammen stand.

Irgendwann erfuhr ich, dass Silke Reiterin war und zwei eigene Pferde besaß, einige andere aber noch mit versorgte. Ich meinte dann unheimlich schlau zu fragen, ob sie “Englisch” oder “Western” reiten würde, und bekam als Antwort “Distanz”. “Distanz? Was ist denn das? Schwebt man da über dem Pferd?” …

Silke habe ich es zu verdanken, dass ich wieder zu den Pferden kam. Mit sehr viel Geduld brachte sie mich wieder an die Reiterei. Die ersten Male hatte ich bereits nach einer kleinen Schrittrunde auf Donja, einer älteren Araber-Haflinger-Stute,  so schlimmen Muskelkater, dass ich am nächsten Tag kaum gehen konnte! Damals sind wir in Hohenarverbergen geritten. Landschaftlich ist es dort sehr schön und die Abende an der Weide taten einfach nur gut! … Silke zog bald um und nahm nur ihre beiden eigenen Pferde mit, so ritt ich fortan ihren Milan, einen schönen Reitpony-Traber-Mix, der an einen Berber erinnerte.

Silke wird wohl niemals vergessen, wie wichtig es war, mich morgens genau zu kontrollieren. Da konnte es schonmal vorkommen, dass ich den Sattel nicht angezogen hatte, die Trense falsch drauf hatte, meinen Helm vergaß oder was man sonst noch so “vertüdeln” konnte. Wir ritten deshalb nur selten vormittags, zumal ich mich auch nur sehr selten dazu überwinden konnte, überhaupt früh aufzustehen! Obwohl es morgens wunderschön draußen ist. Nunja, inzwischen schaffe ich es, freiwillig jeden Tag um 8 Uhr aufzustehen und das ist für meine Erbanlagen schon wirklich beachtlich!

Nachdem Milan leider ganz plötzlich und viel zu früh über die Regenbogenbrücke zur ewigen Pferdeweide gegangen war, kaufte ich mir ein eigenes Pferd: Fjorda, die damals noch Sidney hieß.

Es war ein Traum, ein wunderschöner Traum, und der war auch noch Realität geworden! Sie entsprach genau meinen Wünschen: Ein Pony, in warmer Farbe und Großformat! Aber mit dieser Realität kam auch die Verantwortung. Ich hatte das “Pech”, gleich im ersten Jahr eine Kolik-OP zahlen zu dürfen, und im Frühjahr stellte sich Fjordas “Macke” als Headshaking heraus, was sie oft unreitbar machte.

Als Silke wieder umzog, blieb in dem 35 Minuten von meiner Wohnung entfernten Stall nur noch ein junger Wallach, den Fjorda nicht besonders mochte. Außerdem hatte ich noch immer Angst, dass Fjorda hier erneut eine Kolik bekommen würde. So stellte ich sie in einen anderen “professionell geführten” Stall näher an meiner Wohnung.

Es gab dort den Luxus von beleuchtetem Reitplatz, Roundpen und Bewegungshalle. Anfangs lief alles gut, doch im Winter wurde sie aufgrund der unerwartet engen Haltung in ungünstigen und wechselnden Gruppen depressiv und das Headshaking bei schlechtem Wetter wurde deutlich schlechter, zumal sie aufgrund ihres niedrigen Ranges nicht in die Ställe hinein kam. Eines Tages meinte die Betreiberin innerhalb eines Gespräches von 5 Minuten, Fjorda würde es in den wechselnden Tag- und Nachtgruppen ja inzwischen sehr gut gehen – und Fjorda würde immer so traurig gucken, das Shaken sei so schlimm, dass man es manchmal nicht mit ansehen möge. Ich solle ihr nun vielleicht doch echt besser die Antibiotikakur geben! Es hatte einfach keinen Sinn. Ich hatte lange genug geredet und sah hier auch keine Möglichkeit, für sie Bedingungen zu schaffen, die ihr halfen. So stellte ich sie nach nur 8 Monaten erneut um.

Der neue Stall war eine sehr schöne Anlage mit einer tollen gewachsenen Gruppe. Fjorda fühlte sich sofort “sauwohl” und blühte von einem Tag auf den anderen auf. Das Leben war schön! …Leider ließ die noch neue Betreiberin innerhalb kürzester Zeit sehr nach. Die Pferde wechselten ständig, die Gruppe wurde unruhig und unharmonisch. Im Winter kamen auch neue Pferde dazu, im Offenstall wurden Boxen für sie abgetrennt, es war weniger Platz und Fjorda musste bei Sauwetter wieder draußen stehen. Es ging ihr wieder schlechter. Noch dazu war das Futter grenzwertig, so dass meine alten Ängste wegen der Kolik wieder hoch kamen. Im Herbst hatte es aufgrund der Unwissenheit der Betreiberin bereits einen “Koliktag” gegeben. Fjorda war mit Durchfall daran vorbei geschlittert (gesegnet seien die Effektiven Mikroorganismen, die sie inzwischen bekam!!). Die Weidehygiene war mittlerweile abgeschafft worden: anstatt des Absammelns wurden die Äppel mit der Schleppe verteilt!!! Das machte die Aussichten für den Sommer nicht gerade schön. Ich war frustriert! Es gab offensichtlich keine vernünftige Lösung für Fjorda und mich als Einsteller… Aber wie dies Problem lösen???

Es kribbelte mir unter den Fingern, Fjorda in die eigene Haltung zu nehmen. Aber wo und wie? Ich kam nicht aus der Verdener Gegend und kannte deshalb auch keine Bauern, die mir ein Stück verpachten wollten. Aufgrund der hohen “Pferdedichte” war es dort eh schwer, Weiden zu bekommen. Das war also auch eine Sackgasse…

Da begab es sich aber zu der Zeit, dass ein Prinz… ;-)

Die Kurzfassung: In den Jahren mit Fjorda hatte ich Maic kennen gelernt, war mit ihm zusammen gezogen und wir hatten im Herbst geheiratet. Er befand sich beruflich im Umbruch und bekam eines Tages ein Jobangebot in Harburg. Es war klar, dass er nicht die ganze Strecke fahren sollte, würde er das Angebot annehmen… Job annehmen oder nicht? Ein Umzug? Wollte ich das? Wohin? Was sollte mit Fjorda werden? Viele Fragen….

…eine Antwort: Da war doch noch das Stück Land in Tiste, meiner alten Heimat! Das lag ungefähr mittig zwischen unseren beiden Arbeitsplätzen! Ein Antwort auf  alle meine Fragen: Tiste, ja, das wollte ich!

So kann man sagen, dass Fjorda und Maic mich zurück gebracht haben… Danke, euch beiden!  :-)

Im Nachgang sei noch gesagt, dass alle drei Ställe, in denen ich Fjorda hatte, schon zu den besseren gehörten. Mit “normalen” Pferden von “normalen” Menschen könnte man hier vielleicht ganz entspannt bleiben. Für mich war der häufige Wechsel zum Vorteil, da ich so diese drei guten Anlagen mit all ihren Plus- und Minuspunkten kennen lernen konnte und sie mir in Teilen zum Vorbild für meine eigene Haltung machen konnte. Fjorda soll jetzt davon profitieren und zur Ruhe kommen dürfen.